Katastrophenschutzübung Langwieder Seenplatte

Unsanft wurden die Einsatzkräfte der Bergwacht München am Morgen des 04.05.2024 durch eine Alarmierung aus dem Schlaf gerissen. Zwar war diese angekündigt, da es sich um eine großangelegte Gemeinschaftsübung des Hochwasserzugs der Kreiswasserwacht München und der Bergwacht München handelte, nichtsdestotrotz war die Anspannung bei allen Beteiligten deutlich zu spüren.

Das angenommene Szenario: Eine Hochwasserkatastrophe nach Vorbild des Ahrtals 2021 im Bereich der Langwiederseenplatte. Dauerregen hatte dazu geführt, dass Bäche über die Ufer getreten waren, welche Autobahnen und Straßen teils gänzlich überflutet hatten und diverse Häuser von der Infrastruktur abschnitten. Aufgrund der unübersichtlichen Lage alarmierte der Einsatzführungsdienst der Kreiswasserwacht München umgehend die Bergwacht München mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen zur Unterstützung nach.

Um 10:00 Uhr versammelten sich die alarmierten Kräfte der Bergwacht in der Fahrzeughalle und beluden die Fahrzeuge mit allem erforderlichen Material. Nach einem kurzen Briefing seitens unserer Einsatzleitung Bergwacht erfolgte der Marschbefehl zum Bereitstellungsraum am Langwieder See. Insgesamt vier Fahrzeuge, darunter ein Führungsfahrzeug, verlegten gemeinsam ins Übungsgebiet.

Vor Ort erfolgte dann durch die Gesamteinsatzleitung für alle 130 Übungsteilnehmer (Einsatzkräfte, Mimen und Beobachter) eine detaillierte Lageeinweisung. Die einzelnen Trupps von Berg- und Wasserwacht machten sich anschließend einsatzbereit und die ersten Einsatzaufträge ließen nicht lang auf sich warten. Im Zeitraum von Samstagmittag ca. 13:00 Uhr bis Sonntagmittag ca. 12:00 Uhr wurden insgesamt zwölf Szenarien beübt. Eine Evakuierung eines Jugendzeltlagers, blockierte Personen auf einem Schwimmbagger im örtlichen Kieswerk, blockierte Personen auf Hausdächern, eine Vermisstensuche und mehrere Autounfälle mit mehreren Verletzten waren nur ein Teil der Herausforderungen, welche die Übungsleitung in einer eineinhalbjährigen Planungsphase vorbereitet hatten. Nur wenig Schlaf, eine enge Taktung der Einsatzaufträge, realistische Szenarien sowie der sehr professionelle Auftritt der Mimen brachten die Einsatzkräfte sowohl körperlich als auch psychisch an ihre Grenzen.  

Am Sonntag wurde die Übung dann noch durch die Crew des Hubschraubers SAR 63 der Bundeswehr aus Niederstetten (Baden-Württemberg) unterstützt. Statisten wurden durch das flugberechtigte Personal der Bergwacht München (Luftretter, sowie Unterwiesene Einsatzkräfte Luftrettung) lokalisiert, betreut und mit der Rettungswinde des Hubschraubers von Dächern und exponierten, noch nicht vom Wasser überfluteten, Stellen gerettet und in die sichere Landezone verbracht.

Um 14:00 Uhr hieß es dann endlich „Übungsende!“. Müde, am Ende ihrer Kräfte und dennoch glücklich und stolz brachen alle an der Übung beteiligten Personen gemeinsam das provisorische Lager im Bereitstellungsraum ab und verlegten nach einem Abschlussbriefing einzeln zurück in die Heimatstandorte.

Wir sind stolz auf all unsere Einsatzkräfte, die in den 24 Stunden alles gegeben haben, an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gekommen sind und zum Teil auch darüber hinausgewachsen sind. Wir bedanken uns ganz besonders beim gemeinsamen Orga-Team von Bergwacht und Wasserwacht, dem KV München des Bayerischen Roten Kreuzes für Verpflegung und Schlafzelte, allen Mimen und Übungsbeobachtern und bei der Bundeswehr für die großartige Übung.

Dass solche Großschadenslagen nicht unrealistisch sind und durch den Klimawandel in Zukunft mehr in den Fokus des Katastrophenschutzes rücken, sieht man anhand der jüngsten Hochwasserlagen im Ahrtal, bei Simbach am Inn oder auch in Passau. Damit die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen in solchen Einsätzen gut funktioniert, sind Übungen wie diese unerlässlich.